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Unternehmensberatungen leben von Know-how, also Wissen. Dieses Wissen wird größtenteils aus Projekten mit Kunden gewonnen. Es wird in Konzepte umgesetzt und weiter an Kunden verkauft, welche dann aus dem Wissen und der Erfahrung vieler Projekte Beratung schöpfen können. Aus diesem Grund ist es für Unternehmensberatungen unerläßlich, das Wissen aus Projekten mit Kunden zu managen. Also aktives Wissensmanagement zu betreiben. Auch deshalb ist es nicht verwunderlich, daß Unternehmensberatungen mit die ersten waren, welche sich mit dem Thema Wissensmanagement auseinandersetzten. Wissensmanagement wird zunehmend auch zum Verkaufsargument. So können Kunden von Unternehmensberatungen die vorhandene Wissensbasis nutzen. Das so aufgebaute Vertrauensverhältnis bindet die Kunden stark an die Beratung. Darüber hinaus wird neues Wissen durch den Kunden erzeugt. In diesem Kapitel werden die für das Wissensmanagement relevante Aufgaben von Unternehmensberatungen dargestellt. Es wird erläutert, warum Beratungen die bereits dargestellten notwendigen Voraussetzungen für den Einsatz von Wissensmanagement erfüllen, und welche Aspekte des Wissensmanagements sie bereits im Beratungsprozeß beachten sollten. Im Anschluß daran werden anhand von Beispielen die Wissensmanagementkonzepte von ausgewählten Unternehmensberatungen dargestellt. Der Wandel der Gesellschaft von der Feudal- zur Wissensgesellschaft rückt Wissen als Produktionsfaktor zunehmend in den Mittelpunkt der Wertschöpfung. Traditionelle Produktionsunternehmen werden durch den zunehmenden Wettbewerb gezwungen, effektiv zu arbeiten und neue Dienstleistungen rund um ihre Produkte anzubieten. Die gewachsenen Strukturen dieser Unternehmen geben oftmals die nötige Innovationskraft und das Wissen nicht preis, um die Veränderungen aus eigener Kraft durchzuführen. Unternehmensberatungen werden engagiert, wenn sich externe Umweltfaktoren wie konjunkturelle Veränderungen, Verschiebungen in der Nachfrage, im Wettbewerb oder durch technologischen Wandel ergeben. Unternehmensberatungen haben das Ziel ihre Klienten effizient und effektiv zu beraten. Dazu wenden sie Wissen in unterschiedlichen an und vermitteln dies . Nur diejenigen Unternehmensberatungen, die mit ihren Dienstleistungen den Kunden einen höheren Nutzen als ihre Wettbewerber bieten können, besitzen einen Wettbewerbsvorteil. Dieser ist entscheidend für den langfristigen Erfolg am Markt. Da sie stark wissensorientiert sind und in einer wissensintensiven Branche arbeiten, ist Wissensmanagement für sie ein kritischer Erfolgsfaktor und damit ein Kern der Unternehmensstrategie. Organisationen nehmen Beratungsleistung in Anspruch, wenn sie mit ihrem eigenen Wissen am Ende sind, oder eine Veränderung erreichen wollen. Die zeitlich befristete "Intelligenz-Verstärkung" durch Unternehmensberatungen bilden in Zeiten des immer schneller werdenden Wandels einen wichtigen Beitrag zur Überlebenssicherung. Dies gilt vor allem für mittelständische Unternehmen. Beratung bedeutet zum Einen die Identifizierung und Lösung von betriebswirtschaftlichen Problemen, zum Anderen auch immer mehr die Erarbeitung von Handlungsempfehlungen und die Implementierungs- und Realisationsunterstützung. "Grundsätzliches Ziel der Unternehmensberatung ist es dabei, Lernprozesse zu initiieren und einen Wandel im Klientensystem einzuleiten." Beratungsunternehmen entwickeln sich immer mehr von Spezialisten zu kompletten Problemlösern und folgen damit den Anforderungen ihrer Kunden. In der heutigen Zeit kann eine seriöse Strategieberatung ohne die Betrachtung der Informationstechnik nicht mehr erfolgen. Wenn dieser Aspekt jedoch schon bei der Beratung beachtet wird, kann die Unternehmensberatung, welche die "Strategie" entwickelt hat, auch deren Realisierung übernehmen. Dieser Strukturwandel in der Beratungsbranche hat zur Folge, daß sehr große Zuwächse in den Personalzahlen der Beratungen notwendig werden, weil Implementierungsprojekte einen deutlich höheren Personalaufwand bedeuten, als reine Strategieprojekte. Das bedeutet, daß Unternehmensberatungen, welche einem starken Wachstum von z.T. bis zu 50% unterliegen das Problem haben, die Konsistenz in der Wissensverteilung innerhalb der Organisation aufrecht zu halten. Auch die Arbeit in Projekten macht den Einsatz von Wissensmanagement in Unternehmensberatungen notwendig. Projekte sind Organisationen auf Zeit, das heißt, nach deren Beendigung werden die Projektmitarbeiter verschiedenen weiteren Projekten eingesetzt, was zur Folge hat, daß jeweils Prozeßwissen von den Mitarbeitern mitgenommen wird. Dadurch ist es schwierig auf Erfahrungen aus Projekten zurückzugreifen, welche schon länger abgeschlossen sind. Voraussetzungen für Wissensmanagement in Beratungen Kulturelle Voraussetzungen Einer der wichtigsten Faktoren zur Schaffung einer Wissenskultur ist, nach Ansicht von Davenport und Prusak, die Auswahl von lernwilligen Mitarbeitern. Gerade Unternehmensberatungen sind bei der Auswahl ihrer Mitarbeiter darauf bedacht, nur die besten Kandidaten von Hochschule und Praxis zu rekrutieren. Da Unternehmensberatungen bei der Auswahl ihrer Mitarbeiter darauf achten, daß Bewerber unterschiedlicher Disziplinen eingestellt werden, sind die Anforderungen der Vielfalt bei der Teambildung wie oben angeführt erfüllt. Als Außenstehende können Unternehmensberater die Kommunikationsstrukturen der Klienten leichter nutzen, dabei ggf. Hierarchien überspringen, die benötigten Informationen außerhalb der intern vorgeschriebenen Wege sammeln und so ungefiltert aufarbeiten. Darüber hinaus ist durch den Einblick in verschiedene Organisationen eine große Erfahrung und ein breites Wissen vorhanden, was die Beratung in die Lage versetzte, bekannte Probleme einfacher zu lösen. Organisatorische Voraussetzungen: Viele Unternehmensberatungen sind in autonomen Teilbereichen organisiert, welche als Ergebniseinheiten ihren Beitrag zum Gesamtergebnis des Unternehmens leisten (Profit Center). Dadurch treten sie in Konkurrenz zueinander. Parallel dazu entsteht die Gefahr, das Synergieeffekte innerhalb der Organisation nicht genutzt werden, da Wissen und Informationen nicht ausgetauscht werden. Um dies zu vermeiden müssen Anreize geschaffen werden, das Wissen der Organisation zur Verfügung zu stellen. Andersen Consulting beispielsweise bewertet seine Berater unter anderem nach den Informationen, welche diese in die Wissensbasis des Unternehmens eingestellt haben. Immer mehr Unternehmensberatungen gehen dazu über, wissensorientierte Organisationsstrukturen aufzubauen. So ist eine Orientierung nach Branchen üblich, um entsprechendes Wissen in den einzelnen Branchen aufzubauen. Darüber hinaus werden in vielen Beratungen fachliche Kompetenzzentren aufgebaut, welche branchenübergreifend arbeiten. Zum einen werden eigene Abteilungen gegründet, welche sich mit den entsprechenden Themengebieten befassen, zum anderen werden Knowledge-Pools oder Task-Forces eingerichtet, welche sich aus Mitgliedern der einzelnen Branchen rekrutieren und die sich in regelmäßigen Abständen treffen und ihr Wissen austauschen und veröffentlichen. Dies führt zur Entwicklung von Matrixstrukturen in der Organisation von Unternehmensberatungen (siehe Abbildung 6: Matrixstrukturen von Unternehmensberatungen).
Abbildung 6: Matrixstrukturen von Unternehmensberatungen Flache Hierarchiestufen in der Organisationsstruktur von Unternehmensberatungen begünstigen den erfolgreichen Einsatz von WM. Informationstechnische Voraussetzungen: "Große Consultingfirmen waren aufgrund der speziellen und einzigartigen Groupwareausrichtung von Lotus Notes die ersten Anwender, die diese Plattform in breitem Maße nutzten. Mittlerweile behauptet praktisch jede größere Unternehmensberatung, Lotus Notes als Informationsmedium erfolgreich einzusetzen." Stewart gibt als einen Grund für Wissensdatenbanken in Unternehmensberatungen an, daß sie nur deshalb eingeführt wurden, um Anforderungen von weltweit tätigen Kunden gerecht zu werden. Diese erwarten auch in den entlegensten Gebieten der Erde auf Fachwissen zugreifen zu können. Ein weiterer Grund liegt in dem starken Wachstum. Umsatzzuwächse von 30% p.a. zwingen die Beratungshäuser sehr stark zu wachsen. So wird etwa bei Price Waterhouse eine Verdopplung der Mitarbeiter in einem Zeitraum von fünf Jahren geplant. Dem gegenüber steht eine Fluktuationsrate von zehn Prozent, durch die Wissen sehr stark abwandert. Neue Kollegen können um so schneller ihren Beitrag leisten, je schneller sie lernen (können). Aus diesem Grund ist es sehr wichtig für Unternehmensberatungen das Wissen zu erfassen. Wissensmanagement im Beratungsprozeß
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